Ehrenmitgliedschaft Prof. Dr. Gerhard Gebauer
Foto: UBT / Chr. Wißler
Laudationes zu den Ehrenmitgliedschaften von Frau Dr. Anette Goeske und Herrn Professor Dr. Gerhard Gebauer in der Arbeitsgemeinschaft Stabile Isotope anlässlich der ASI-Jahrestagung 2024 an der TU Darmstadt.

Über mehr als drei Jahrzehnte hinweg haben Dr. Anette Goeske (ehemals Giesemann) und Prof. Gerhard Gebauer unsere ASI maßgeblich geprägt und sind deshalb den meisten ASI Mitgliedern bestens bekannt. Beide haben nicht nur entscheidend zur (isotopen-)fachlichen Förderung und Inspiration des wissenschaftlichen Nachwuchses beigetragen, sondern mit ihrer wertschätzenden Art Feedback zu geben und zu Diskutieren eine angenehme familiäre Atmosphäre geschaffen. Dazu passt, dass sich Prof. Gebauer anlässlich der ASI-Jahrestagung 2023 in Bayreuth selbst als "Fossil der Isotopenforschung" bezeichnet hat und Dr. Goeske mir kürzlich schrieb "Zur ASI fahren ist wie nach Hause kommen in eine große Familie".


Prof. Gebauer studierte von 1977 bis 1983 Biologie, Chemie und Geographie auf Staatsexamen an der TU München. 1987 wurde er an der TUM unter Betreuung von Prof. Helmut Rehder promoviert und wechselte dann an die Universität Bayreuth. Dort baute er am Lehrstuhl für Pflanzenökologie ein erstes Isotopenlabor auf und habilitierte sich unter Prof. Ernst-Detlef Schulze. 2003 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Bayreuth ernannt und hatte von 2005 bis 2023 die Leitung des von ihm etablierten BayCEER-Labors für Isotopen-Biogeochemie inne.

Die Erforschung von Interaktionen und Stoffflüssen zwischen Pedosphäre, Biosphäre und Atmosphäre war mehr als 30 Jahre ein zentrales Forschungsthema in Prof. Gebauers Arbeitsgruppe. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den Flüssen reaktiver Spurengase (NOx, NH3, SO2, N2O) und Ionen (Nitrat, Ammonium). Bei der Aufklärung von Prozessen und Quellen wandte er insbesondere Isotopenanalysen an. Die meisten ASI-Mitglieder kennen Prof. Gebauer für seine Mykorrhizaforschung, die Entdeckung partieller Mykoheterotrophie bei Orchideen und Ericaceen mit Hilfe von C-, N- und später H-Isotopenhäufigkeitsbestimmungen.

An die stabilen Isotope herangeführt wurde Prof. Gebauer durch Prof. Hubert Ziegler, einem 2009 verstorbenem Gründungsmitglied der ASI. Dreimal lud er die ASI für Jahrestagungen nach Bayreuth ein: 1992, 2007 und zuletzt 2023 in Zusammenarbeit mit Dr. Alexander Frank, Prof. Johanna Pausch, Prof. Eva Lehndorff, Prof. Susanne Baldermann und Prof. Tillmann Lüders. Im Vorstand engagierte er sich von 1993 bis 1997 als 1. Vorsitzender.


Dr. Goeske studierte von 1975 bis 1980 Biologie mit Schwerpunkt Botanik, Biochemie und Mikrobiologie an der TU Braunschweig. 1986 wurde sie am Botanischen Institut der TU Braunschweig promoviert. 1985 bis 1988 arbeitete sie im Institut für Produktions- und Ökotoxikologie an der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), wechselte dann an das Institut für Pflanzenökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. 1992 ging sie zurück an die FAL ins Institut für Agrarökologie, wo sie 1994 die Leitung und Weiterentwicklung des Labors für stabile Isotope übernahm.

Bereits 1985 kam sie zum ersten Mal mit stabilen Isotopen in Berührung. Der Einfluss von SO2 Emissionen Kraftwerken auf die Vegetation war damals ein zentrales Thema und die S-Isotopensignatur in Luft, Pflanzen und Boden sollte Aufschluss über die Beteiligung dieses Luftschadstoffs an landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und den Waldschäden geben. Der damalige Institutsleiter, Prof. Dr. H.-J. Jäger, stand in Kontakt mit Prof. H.R. Krouse von der University of Calgary, Alberta, Canada, der seinerzeit schon viel über S- Isotope gearbeitet hatte. Bei ihm sowie in einem Kurs bei Prof. Heimo Nielsen in Göttingen, einem 2012 verstorbenem Ehrenmitglied der ASI, bekam sie den Einstig in die S- Isotopenanalytik vermittelt. In diversen gemeinsamen Projekten entstand eine langjährige Zusammenarbeit mit Prof. Gebauer aber auch mit Prof. Dr. Karl-Heinz Feger aus Dresden.

Die Resortforschung des Bundes wurde umstrukturiert, die FAL wurde zum Johann Heinrich von Thünen Institut, Institut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, das Institut für Agrarökologie zum Institut für Agrarklimaschutz und später Institut für Agrarrelevante Klimaforschung. Die Fragestellungen der Forschung wechselten ebenfalls. Die CO2 Anreicherung in der Atmosphäre und deren Einfluss auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen kam in den Fokus und schließlich die Emissionen von N2O aus landwirtschaftlichen Böden. Geblieben ist bei allen Fragestellungen der Einsatz der stabilen Isotopenanalytik, verbunden mit der Weiterentwicklung der Analytischen Methoden. Die Begeisterung für stabile Isotope blieb … bis zum und auch nach den Rentenbeginn 2022.

Wichtige Diskussionspartner und Wegbegleiter waren unter anderem Dr. Karleugen Habfast, Prof. Hans-Ludwig Schmidt, Dr. Willi Brandt, Dr. Andreas Hilkert, Prof. Peter Krumbiegel, Dr. Gerhard Strauch, Dr. Matthias Gehre, Dr. Rolf Siegwolf und natürlich Prof. Gebauer.

Nach ihrem ersten Kontakt mit der ASI 1992 auf der Tagung in Bayreuth, lud sie ihre "ASI-Familie" 1995 und 2013 nach Braunschweig für Jahrestagungen ein.  Im Vorstand engagierte sie sich von 1995 bis 2002 und leitete dabei den Verein als 1. Vorsitzende von 1997 bis 2002.
Als 2000 Herr Dr. Habfast die Dr. Karleugen Habfast-Stiftung gründete, war es für Dr. Goeske eine Ehre und Selbstverständlichkeit die Koordination für den gleichnamigen Isotopenpreis zu übernehmen.


Schließen möchte ich mit zwei Zitaten: "Wenn ich jetzt meine Tätigkeiten in der ASI noch einmal Revue passieren lasse, haben tatsächlich Anette und ich -  oft im Duett - gerade in den 90er Jahren doch einiges in der Arbeitsgemeinschaft bewegt." (Prof. Gebauer). "1992 war meine erste ASI Tagung in Bayreuth und damals lernte ich Gerhard kennen. Wir haben von da an viele Dinge gemeinsam getan, ASI geleitet, gemeinsame Projekte durchgeführt, viele nationale und internationale Tagungen besucht und uns immer wieder spätestens auf den ASI Tagungen getroffen. Umso mehr freue ich mich, mit ihm gemeinsam die ASI-Ehrenmitgliedschaft zu bekommen." (Dr. Goeske).

Auch wenn die Zeiten als ASI Vorstand in den 90er und frühen 2000er Jahren lagen, so reichte und reicht das große Engagement und Wirken von Dr. Goeske und Prof. Gebauer für die ASI zweifelsohne bis heute. Wie auch beim 2021 zum Ehrenmitglied ernannten Dr. Strauch wurde (fast) keine ASI Jahrestagung verpasst, was die enge Verbundenheit mit unserer ASI widerspiegelt. So freuen wir uns von Herzen, nun auch Dr. Goeske und Prof. Gebauer als ASI-Ehrenmitglieder begrüßen zu dürfen, und hoffen mit beiden auf noch vielen gemeinsamen Jahrestagungen bei guter Gesundheit über Stabilisotope und Sonstiges diskutieren zu dürfen.

Michael Zech
Darmstadt, 1. Oktober 2024
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